Wir haben etwas zu entscheiden. Es geht um die Frage, was wir mit dem gerade sanierten Stadthaus (alte Schule) in Augustusburg anstellen werden. Mit dem Stadt- und auch mit dem Ortschaftsrat diskutiere ich dies bereits seit einigen Wochen. Der Grund dafür ist einfach: Die bisher vorgesehene Nutzung als Vereinshaus mit eingebettetem Fremdenverkehrsamt und Standesamt ist aus verschiedenen Gründen aus meiner Sicht nicht durchführbar. Der Ortschaftsrat und Teile des Stadtrates sehen dies anders. Eine konkreten Gegenvorschlag aber gibt es derzeit nicht.  Nun werden wir auf Wunsch des Ortschaftsrates und auch des Stadtrates einen Tag der offenen Tür organisieren, um das Haus erst einmal sichtbar zu machen.

Und zudem sollen nun nach Willen der Räte die Bürger Ideen entwickeln, wie das fertiggestellte Haus denn genutzt werden könnte. Noch haben wir den Termin nicht festgelegt, werden dies aber in den nächsten Tagen nach Abstimmung mit dem Verwaltungsausschuss tun. Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin Fan von Bürgerbeteiligung. Ich hätte diese vielleicht eher auf der Basis verschiedener und bereits durchdachter und geprüfter Varianten durchgeführt. So haben wir nun die Situation, dass wir zunächst erklären müssen, was durch die Förderrichtlinien alles ausgeschlossen oder zumindest sehr schwierig sein könnte. Aber auch dafür werden wir im Sinne des Rates eine Lösung finden.

Um meine Position und die Hintergründe meines Vorschlages verständlich zu machen, der ja bereits ausführlich diskutiert wird, hier nun meine Argumente, die mich auf den Gedanken brachten, das Gebäude als Rathaus zu nutzen.

1. Wäre die Lage des Fremdenverkehrsamtes inmitten einer Altstadt, die wir künftig im Sinne der Anwohner und unserer Touristen vom unnötigen Autoverkehr so weit als möglich freihalten wollen, keine wirklich gute Entscheidung. Eine solche Einrichtung gehört dahin, wo die Gäste in der  Stadt ankommen, damit man für die Angebote entsprechend werben, vermarkten und die Gäste leiten kann. Zudem ist uns allen bekannt, dass in heutigen Zeiten die Mentalität des “Drive In” etabliert ist. Es sei denn, man wirkt dem intelligent entgegen und stellt sich darauf ein. Dies haben wir vor. Wenn wir die Altstadt versuchen weitgehend zu beruhigen, können wir nicht erwarten, dass die Frequenz im geplanten Amt befriedigend sein wird. Oder: Die Frequenz dort ist befriedigend und wir haben den Autoverkehr wieder da, wo er insbesondere von den Anwohnern (und auch von mir) nicht so gern gesehen wird.

2. Funktioniert derzeit das  Fremdenverkehrsamt nur mit einer Vertretungsregel, die Mitarbeiter anderer Ämter einschließt. Wenn wir dies räumlich trennen, müssen wir das jeweilige Amt schließen, wenn die Kollegin den Fremdenverkehr managen muss. Ein Umstand, der auch nicht wirklich sinnvoll erscheint.  Zudem sind wir in den Öffnungszeiten noch lange nicht dort, wo wir eigentlich sein müssten, denn: Mit der derzeitigen Personaldecke sind die eigentlich anzustrebenden 6 Tage in der Woche ohnehin nicht machbar. Somit haben wir geschlossen, wenn der Großteil der Gäste unsere Stadt besucht. Erst wenn wir gemeinsam mit dem Schloss agieren, wie wir es ja geplant haben, werden wir dies lösen können. Wann dies sein wird, steht jedoch noch nicht fest. Und selbst wenn dies dann funktioniert, bleibt aus meiner Sicht Punkt 1 bestehen.

3. Haben wir bisher kaum Nachfragen bezüglich der Vereinsräume. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass sich das Projekt über Jahre hingezogen hat und sich inzwischen die Vereine anders organisiert haben. Bisher liegt uns nur eine offizielle Anfrage vor.

4. Haben wir verschiedene andere Möglichkeiten wie Museen und ähnliches durchgespielt. Hier eignen sich die Räumlichkeiten nach Aussage einiger befragter Experten nicht, da sie teils zu klein oder nicht ausreichend zu sichern sind. Zudem muss ein solches Haus – wie immer es gestaltet ist – betrieben werden. Es gibt derzeit wenige bis keine Einrichtungen dieser Art,die kostendeckend wirtschaften, denn ein modernes Museum benötigt aktives, den Besucher führendes Personal. Das kann man nicht mal eben nebenbei erledigen. Und um in Zeiten von 3D und virtuell Reality ein Angebot zu definieren, das zeitgemäß ist und Menschen bewegt, muss man eine Menge Geld investieren und eine grandiose Idee haben. Beides haben wir derzeit zumindest noch nicht.

5. Können wir das derzeitige Rathaus ebenfalls weiterhin öffentlich nutzen. Das bedeutet: Auch hier können Vereine eine feste Bleibe finden. Sogar mit dem Vorteil, dass auf Grund der höheren Zahl an Räumen hier diese auch den Vereinen direkt zugeteilt werden könnten. Dies würden wir im neuen Stadthaus so nicht abbilden können, denn hier ist die Zahl der potenziellen Vereinsräume deutlich niedriger und wenn eine Vereinsnutzung käme, müssten sich diese die Räume teilen.

6. Würden wir zudem versuchen, die Ansiedlung einer Arztpraxis in diesen Räumlichkeiten zu forcieren. Da auch Einwohnermeldeamt und Gewerbeamt wegen der besseren Erreichbarkeit hier bleiben würden, entstünde dann ein gut zu erreichendes Servicezentrum. Diese Umnutzungsmöglichkeiten  besprechen wir gerade mit dem Fördermittelgeber.

7. Wir würden mit der Rathausentscheidung einen wesentlichen Beitrag, einen Impuls für die Belebung in der Altstadt setzen. Davon bin ich überzeugt, denn: Wir hätten ein lebendiges Gebäude, das benutzt und besucht wird. Die Hochfrequenzbringer wie das Einwohnermeldeamt beispielsweise bleiben im bisherigen Rathaus und sind dort für alle gut erreichbar. Wenn wir als Stadt nicht damit beginnen, Leben in das alte Herz unserer Stadt zu bringen, wenn wir es tun können. Wer soll diesen ersten Schritt dann sonst gehen? Noch zumal die Situation so ist wie sie ist: Wir haben ein sehr aufwändiges Gebäude, das entsprechend  genutzt werden muss. Und dieser Aufwand liegt im Millionenbereich. Der Betriebsaufwand des Gebäudes an sich ist ebenfalls zu berücksichtigen, was gerne bei den Betrachtungen übersehen wird. Dies alles rechtfertigt die Überlegungen, das Haus dann wenigstens jeden Tag zu nutzen. Als Signalgeber für die Altstadt.

Ich habe dies hier einmal zusammen gefasst, damit jeder interessierte Bürger ungefiltert nachvollziehen kann, worauf mein Vorschlag beruht. Es handelt sich trotz allem um einen Vorschlag. Nicht mehr und nicht weniger. Denn 1. habe ich immer gesagt, dass ich anderen Varianten offen gegenüber stehe, solange diese den Charakter eines Konzeptes haben. Das bedeutet, auf Machbarkeit, Sinn und Verhältnismäßigkeit geprüft sind. Und 2. kann ich das Ganze ohnehin nicht entscheiden. Das obliegt dem Stadtrat, der dieses Projekt ja auch vor Jahren initiiert hat.

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