Kompromisse werden unser Weg sein müssen. Das habe ich von Anfang an gesagt. Nun haben wir den ersten Fall, an dem man dies konkret besprechen kann. Es geht um die Bewirtschaftung der beiden Parkplätze am AFZ und an der Talstation der Drahtseilbahn. Hier werde ich immer wieder gefragt, wie ich zu der Gebührenfreiheit stehe. Nun – um keine falsche Interpretation zuzulassen – muss ich klar erklären, dass auch ich kein Freund von Parkgebühren bin. Doch wenn man über Tourismus, die Belebung der Altstadt und die kommunale Kassenlage nachdenkt, stellt sich die Frage anders. Also: Eingebettet in ein Gesamtkonzept für die Entwicklung des sanften Tourismus in unserer Stadt muss man über die Erhebung von Gebühren nachdenken. Dies hat verschiedene Gründe, die ich hier versuchen will zusammen zu fassen. Sehen Sie es mir nach, dass eine solche Darstellung hier ein wenig plakativ und verkürzt sein muss. Aber die Basisgedanken und Positionen finden Sie hier. Ich sage dies nur, weil es sonst heißt, dass ich mir dies alles so einfach vorstelle. Glauben Sie mir, das tue ich nicht. Dennoch glaube ich an eine Zukunft, die wir selber bestimmen können. Wenn wir es wollen und auch damit anfangen. Zum Kurzkonzept:

1. Wenn man wie ich eine Schließung der zweiten Schloßzufahrt fordert, was die einzige Möglichkeit wäre, wieder die notwendige Besucherfrequenz in die Stadt zu bringen, um deren Wiederbelebung mit ortsnaher Versorgung, Gastronomie und Dienstleistungen (auch für unsere Bürger) zu ermöglichen, muss man auch sehen, wie man dies dem Schloß schmackhaft macht. Denn: Das Schloß steht einem Überdenken der Zufahrt positiv gegenüber, verweist aber auf die wegfallenden Parkgebühren auf den eigenen Stellflächen, die die Folge der Neuregelung wären. Und auch das Schloß muss wirtschaften. Nun habe ich gelernt, dass man immer nicht nur die eigenen, sondern auch die Probleme seines Partners sehen muss. Stadt und Schloß müssen künftig eine partnerschaftliche Einheit bilden. Ergo werden wir diesen Schritt nur erreichen, wenn wir dem Schloß eine Kompensation oder Teilkompensation dieser Einnahmeausfälle anbieten können. Um dies zu können, sollten wir über die Bewirtschaftung der Parkplätze nachdenken, die dies ermöglichen würde, ohne die Kassenlage der Kommune zusätzlich zu belasten.

2. Werden wir dann alle Touristen (Pkw und Busse)  zentral großteils zu den beiden benannten Parkflächen leiten und dort auch Gebühren erheben. Dies ist für den Großteil der Besucher, der heute die Burg direkt ansteuert, keine Neuheit. Denn dort werden die Stellflächen ebenfalls mit Gebühren belegt.  Diese gezielte Kanalisation der Ströme ist im übrigen nicht nur für die Innenstadt, sondern auch für die Drahtseilbahn interessant, denn die Besucher werden gezielt dorthin geleitet. Von dort aus können wir unsere Gäste entweder per Touristenbahn oder eben per Drahtseilbahn in den Ort bzw. zur Burg oder zu anderen Sehenswürdigkeiten bringen.

3. Sind hiervon auch Rosts Wiesen betroffen. Hier müssen wir sehen, dass durch die Eigentumsverhältnisse der Parkflächen eine berechtigter Anspruch auf Mitbestimmung besteht. Hier sehe ich durchaus auch die Möglichkeit, einen Teil der Stellflächen für die Besucher des AFZ weiterhin kostenfrei zur Verfügung zu stellen, denn ein Teil der Fläche gehört dem AFZ ohnehin.  Dies rechtfertigt eine sinnvolle Kompromisslösung, die es im Detail zu gestalten gilt. Das muss im gemeinsamen Diskurs erfolgen.

4. Spreche ich von moderaten Parkgebühren. Wir wollen Touristen ja nicht verschrecken oder vertreiben. Die Tatsache, dass ein Parkplatz überhaupt Geld kostet, sollte eigentlich niemanden überraschen, ist dies doch überall bereits geregelt. Und wenn wir uns eine Stadt ansehen, bezahlen wir ebenfalls in der Regel dafür. Und wie bereits erwähnt: Die Touristen, die die Burg direkt ansteuern, bezahlen ebenfalls.

5. Möchte ich unseren Gästen ohnehin künftig eine “Augustusburgkarte” anbieten, die in ihrem Preis das Parken, die Fahrten mit Drahtseilbahn oder der noch zu schaffenden Touristenbahn für einen Tag und den Eintritt zu den Schloßmuseen beinhaltet. Zudem soll diese Karte unseren Gästen überall nützlich sein und auch bei allen Gewerbetreibenden und Gastronomiebetrieben Vorteile einräumen. Damit kann man erreichen, dass unsere Gäste aktiv darauf hingewiesen werden, was sie alles bei uns erleben können und die dies auch im Paket verstärkter nutzen als bisher. Denn: Wenn man die Karte nutzt, hat man Vorteile! Diese Karte kann man über die Tourismusunternehmen, Busunternehmen und über unsere eigenen Marktteilnehmer (Hotels, Restaurants, Cafés etc.) vertreiben. Zudem gehört nach meiner Auffassung dann auch ein Info-Pavillon auf den Parkplatz, in dem diese  Karte den Ankommenden gemeinsam mit einem kleinen Stadtplan verkauft wird.  Aus den Einnahmen hieraus können dann alle Partner ausbezahlt und die allgemeine Werbung für unsere Stadt finanziert werden. Sicher wird dies nicht zu 100% ausreichen, die künftigen Entwicklungskosten neuer Angebote und des leider derzeit nicht stattfindenden Standortmarketings zu decken. Dennoch bringen sie einen Beitrag und entlasten den Haushalt. Denn Ausgaben für die Entwicklung des Tourismus, für Ansiedlungsförderung etc. werden in den kommenden Jahren unausweichlich sein!

Im bereits lange vorliegenden Marketingkonzept, das von der Tourismusagentur des Landes erarbeitet wurde (die Kosten trug weitgehend das Land), wird ein Etat von 100 TEUR pro Jahr für Werbung und Marketing vorgeschlagen. Davon sind wir weit, weit, weit weg. Und eigentlich ist dieses Geld nicht da. Da wir aber alle von einer solchen Maßnahme partizipieren und diese langfristig die Einnahmesituation der Stadt stärkt (wachsende Zahl der Touristen=Mehrumsatz für lokale Wirtschaft= mehr Gewerbesteuer und Arbeit), müssen wir die Einnahme (oder wenigstens einen Teil davon) erwirtschaften. Mal ganz davon abgesehen, dass die beiden Parkplatzsanierungen viel Geld gekostet haben.

Ich weiß, dass es hier kontrovers zugeht. Im Gegensatz zu anderen positioniere ich mich deshalb klar. Für mich ist nicht “der Weg das Ziel”, wie ich gestern bei der SPD gelesen habe. Ich habe Ideen und stelle diese zur Diskussion. Und wenn jemand eine bessere Idee hat, dann mag diese in der gemeinsamen Diskussion gerne siegen. Für mich ist es nicht nur ein Sieg, wenn mein Wille geschieht. Für mich ist es auch ein Sieg, wenn eine gute Idee noch besser wird, weil man gemeinsam diskutiert. Wenn das Ergebnis der Sache dient. Darauf kommt es am Ende an. Wenn Sie also Ideen zum Thema haben, dann bringen Sie diese ein.