Wenn man sich die Auswertung der Umfrage unter allen Mitgliedskommunen des Tourismusverbandes Erzgebirge ansieht, stellt man fest, wo man im Vergleich so steht. Ja, wir gehören inzwischen zu den ganz wenigen, die einen echten Marketing-Etat im Haushalt haben. Ja, wir arbeiten mit dem TVE zusammen. Ja, das war´s. Bisher zumindest, so muss man das nüchtern betrachten. Touristisches Entwicklungskonzept – seit sechs Monaten in Arbeit. Website mit touristischer Ausrichtung – in Arbeit. Touristinformation, die am Wochenende für unsere Gäste zur Verfügung steht – derzeit personell nicht möglich. Newsletter und Social Media – angedacht, weil personell ebenfalls schwierig. Fazit: Wenn wir dabei sein wollen, müssen wir jetzt Gas geben. Und zwar mächtig. Warum? Und vor allem wie stellen wir das an?

Wir haben an diesen Themen in diesem Jahr sehr intensiv gearbeitet. Nüchtern betrachtet aber ist das für uns als Verwaltung alleine nicht leistbar. MIt einer Mitarbeiterin in der Touristinfo, die nebenbei leider noch andere Dinge zu bewegen hat und einem Bürgermeister, der in Feierabendarbeit Angebote konzipiert und Website-Konzepte strickt, kann man hier eben nicht mithalten. Das wir aber tun müssen, wird spätestens dann klar, wenn man zum Beispiel auf unsere Website blickt. Diese Seite ist – folgt man den Trefferlisten von Google bem Suchbegriff Augustusburg – der erste Anlaufpunkt für Touristen, um sich zu informieren. Was aber erfährt der Gast hier? Die Termine der kommenden Ortsbegehung und der nächsten Stadtratssitzungen. Die falsche Ausrichtung, denn unsere Seite wendet sich hauptsächlich an unsere Bürger und ist auch sonst nicht unbedingt in 2014 angekommen.

Ja, wir arbeiten daran. Aber ein solches Projekt wie auch eine bedarfsgerechte Ausrichtung und der Betrieb einer Touristinformation, die für unsere Gäste und unsere Tourismusanbieter gleicher Maßen professionell da sein kann, braucht Zeit und eine Finanzierung. Und es braucht ein Interesse derer, für die es hauptsächlich Vorteile daraus ziehen werden, nämlich der Betriebe des Beherbergungs- und Gastronomiesegmentes. Wir hatten in dieser Woche zu diesem Thema eingeladen, um die aus meiner Sicht dringende Frage der Gründung eines Tourismusvereins zu sprechen, der eine wichtige Rolle bei der Lösung der Probleme sein kann. Hier könnten alle Interessen und auch eine Finanzierung (auch aus den Mitteln der Kurtaxe) zusammenlaufen und gesteuert werden. Zur Wahrheit gehört, dass die Nachfrage sagen wir mal eher gering ausfiel. Nun, sicher gab es das alles schon einmal. Und offenbar hat es damals nicht funktioniert. Aber: Was damals war, kann nicht geändert werden. Was kommt schon. Und wir müssen uns gemeinsam um die Zukunft kümmern. Denn diese geht uns alle an.

Heute konnte ich einmal mehr sehen, dass die anderen nicht schlafen. Wenn wir also nicht gemeinsam Ziele definieren, wenn wir nicht verstehen, dass die Konkurrenz im eigenen Ort nicht das Problem ist, sondern der Erfolg der benachbarten Region, dann werden wir im Wettstreit um die Gunst der Gäste verlieren.

Wir haben als Stadt die ersten Schritte getan. Wir haben eine Kurtaxe eingeführt, die uns mit rund 11 TEUR/Jahr eine Basis liefert. Wir haben Parkgebühren mit derzeit ungefähr der selben Summe eingeführt. Wir haben einen Marketing-Etat von 20 TEUR eingestellt. Summa Summarum sind das rund 42 TEUR, die wir so für die Entwicklung des Tourismus zur Verfügung haben. Die Hälfte davon aus dem Haushalt finanziert. Nicht mitgerechnet die Mittel, die wir in den Rad- und Wanderwege investieren.

Das ist eine Basis. Leider nicht mehr. Um beispielsweise eine weitere Arbeitskraft für den Tourismus zu schaffen, die sich zu 100% um die touristischen Belange kümmert und die Stadt aktiv vermarktet und entwickelt, benötigen wir zum einen einen Träger (beispielsweise den Tourismusverein), da wir als Stadt den Stellenplan nicht beliebig erweitern können und dürfen. Zum anderen würden wir aus diesem Etat mindestens 30 TEUR /pro Jahr alleine dafür aufwenden müssen. Dazu kämen die Kosten für Werbemittel, Medialeistungen, Website etc.. Eigentlich zu wenig. Aber es wäre ein Anfang. Ein erster Schritt, den man allerdings tun muss. Dies können wir als Stadt nicht alleine leisten.

Kurz und gut. Wir müssen einen wie auch immer gestalteten Rahmen finden, der eine Zusammenarbeit organisiert, der Mittel verwaltet und Aufgaben definiert und löst. Wir müssen Produkte definieren, weil in heutiger Zeit die Übernachtung oder das Essen allein nur die Basis ist, die ein Gast erwarten kann. Was wir brauchen ist der Grund, warum man beides bei uns tun sollte und nicht woanders. Wir müssen Produkte definieren, die Lust auf uns machen. Wir brauchen nicht nur das “Du kannst ein Zimmer buchen”. Wir brauchen das “Oldtimer-Erlebniswochenende, zwei Übernachtungen, ein Drei-Gänge-Menü und eine Ausfahrt mit einem Oldtimer für 79 EUR p.P.” um mal ein fiktives Beispiel zu nennen. Das ist die Aufgabe, die es nun zu lösen gilt.

Wir werden das Gesprächsangebot erneuern. Ich hoffe, wir finden einen gemeinsamen Weg, diese Aufgaben zu schultern. Für die Stadt. Für unsere Gäste. Und für den Aufbau eines stabilen Tourismuszweiges.

Die Präsentation vom Montag finden Sie unter dem folgenden Link.