Wir haben lange diskutiert. Mit den Vereinen, die den Auensportplatz nutzen. Mit dem Ortschaftsrat und auch mit vielen Bürgern. Am Ende war es keine Herzens- wohl eher eine Vernunftentscheidung: Der Auensportplatz im Hochwasserbereich wird perspektivisch aufgegeben. Zu groß das Risiko, dass bei einem erneuten Flutfall die Schäden nicht mehr zu beseitigen sind, weil es sich die Stadt nicht leisten kann. Träte erneut ein Schaden ein ohne milliardenschweres Förderpaket von sonstwo – wir hätten gar nichts. Das war Konsenz.  Die Alternative – ebenfalls reichlich diskutiert, unter Beteiligung der Vereine auch geplant und schließlich vom Ortschaftsrat und es Stadtrat abgesegnet: Die Stadt errichtet an Stelle der Jahnkampfbahn eine neue Sportanlage, die modern und auf neuestem Stand eine neue Sportheimat bietet. Zudem bekommt die Grundschule, einer der wichtigsten Eckpfeiler der Zukunft unserer Stadt, eine neue Sportanlage. An Stelle des alten Sportplatzes, der diese Bezeichnung nur noch rudimentär verdiente. Und auch wenn bis heute der eine oder andere damit nicht glücklich ist – was ich emotional durchaus verstehen kann: Es war ein demokratischer Prozess mit breiter Bürgerbeteiligung, die es bisher in diesem Maß nicht gegeben hatte. Und er hatte ein klares Ergebnis. Seit letzter Woche ist nun klar, dass ein weiteres Kapitel in der Sache geschrieben wird. Es wird kein Maibaumsetzen in Erdmannsdorf geben in diesem Jahr. Der Grund, der wie üblich unter der Hand weitergegeben wird:  Die Stadt hat die Sportanlage für die Schule gebaut und der alte Sportplatz, lange Jahre einmal im Jahr für eben dieses Fest genutzt, steht nun nicht zur Verfügung.

Damit kann man also das Fest nicht mehr durchführen? Dass die Stadt und der Ortschaftrat mit dem Schlosshof knapp 150 Meter weiter eine Alternative bereitgestellt hatte, blieb unausgesprochen. Ebenso der Umstand, dass es noch andere Angebote gab, das Fest in unmittelbarer Nähe zum bisherigen Austragungsort auszurichten. Und auch wie der Fakt, dass eine Schulsportanlage (und das war auch der alte Ascheplatz) eben auch eine höhere Priorität hat als eine einmalige Sondernutzung im Jahr.  So liegt nun der “Schwarze Peter” bei der Stadt, die bis heute nicht einmal offiziell informiert wurde, dass die besprochene Alternative Schlosshof nicht genutzt und das Fest nicht stattfinden wird. Und einmal mehr heißt es nun, dass Erdmannsdorf irgendwie vergessen oder gar abgekoppelt wird.

Lassen wir die Emotionen mal einen Moment draußen und wenden uns den Fakten zu, denn ich denke es ist legitim, auch mal die andere Seite der Medaille zu zeigen.

Ja, es gibt Sorgen und Probleme die ich auch teile. Und manches zu lösen, ist nicht möglich. Beginnen wir mit den Diskussionen zu den Einkaufsmöglichkeiten. Ja, diese sind äußerst begrenzt und ja, wir haben in den vergangenen Jahren alles versucht, einen Investor zu finden, der diese Lücke schließt. Und nein, es ist uns nicht gelungen, denn heute zusätzliche Marktflächen zu bauen, ist ein Ding der Beinahe-Unmöglichkeit. Die Entwicklung ringsum ist nicht stehen geblieben und es gibt gesetzliche Rahmenbedingungen, die dem im Wege stehen. Zudem haben wir mit so ziemlich allen Ketten und Anbietern gesprochen. Alle haben analysiert und abgewunken. Obwohl es fertige Pläne bereits gegeben hat. Eine Privatinitiative, die wir im vergangenen Jahr lange verhandelt haben, scheiterte ebenfalls an der zu geringen Kaufkraft, die der Ortsteil hergibt. Auch wenn ich es mir anders wünschen würde: Derzeit gibt es keine Lösung. Und zur Ehrlichkeit gehört es auch, dass die vorhandenen Angebote ebenfalls kaum genutzt werden. Das zumindest ist meine Analyse aus den Gesprächen, die ich so führe.

Doch es gibt auch Projekte, die bereits auf dem Weg sind. Die Kleinsportanlage für die Schule, die am 1.6. pünktlich zum Kindertag eingeweiht werden soll. Der Abriss der alten Baumwolle für beinahe eine halbe Million Euro, der durchgeplant und beantragt ist. Die Sanierung der Bibliothek, die gerade läuft und ebenfalls fünfstellig ausfällt. Der Bau der B180, der spätestens in 2018 kommen wird und den die Stadt ebenfalls sechsstellig für Straßenbeleuchtung und neue Fußwege kofinanziert. Und jetzt neu der erste Erschließungsstep für schnelles Internet, den wir in den kommenden 14 Tagen ebenfalls gerne auf den Weg bringen wollen. Auch hier steht ein beinahe sechsstelliger Betrag an, den wir investieren wollen, um die teils steinzeitlichen Übertragungsraten endlich in die Vergangenheit zu schicken. Summa summarum haben wir in diesem Doppelhaushalt rund 800 TEUR, die direkt in Erdmannsdorf eingesetzt werden.  Und wir planen mehr. Eine neue Buswendeschleife an der Grundschule, die den Ortskern entlasten und auch Parkmöglichkeiten schaffen wird. Ein neues Wohnbaugebiet in der Schenkenstraße, um jungen Familien eine Chance auf günstigen Baugrund  und die Nähe zu Kita und Schule zu geben. Auch diese Projekte werten den Ortsteil weiter auf und sind in der Investitionssumme nichtmal enthalten. Rechnen wir diese hinzu, so steht Erdmannsdorf in der Investitionsliste der Ortsteile gleichauf mit Grünberg auf Platz 2. Und das auch nur, wenn man die Jahnkampfbahn alleinig dem Ortsteil Augustusburg zurechnet, was ja eigentlich nicht richtig ist. Wird diese Anlage doch von allen Vereinen der Ortsteile genutzt werden. Was haben wir noch getan? Wir pflegen eine intensive Zusammenarbeit mit dem Ortschaftsrat und haben dessen Mitbestimmung gestärkt. In einer Form, wie es bisher auch nicht Standard war. So werden die täglichen Probleme schnell besprochen und wenn möglich auch gelöst. Der direkte Draht funktioniert. Das wird der Ortschaftsrat bestätigen. Wer heute sagt, er wäre beispielsweise bei der Diskussion um die Kleinsportanlage nicht mitgenommen worden, der hat eine ganze Reihe öffentlicher Veranstaltungen, Ortschaftsrats- und Stadtratssitzungen mit öffentlichen Einladungen zu Tagesordnung und Themen nicht genutzt, um sich einzubringen.

Wenn man dies alles nüchtern betrachtet, dann sieht man, dass die Stadt auch den Ortsteil Erdmannsdorf fest im Blick hat. Sicher können wir nicht alle Probleme lösen. Aber wir haben bisher gemeinsam mit dem Ortschaftsrat für beinahe alle Punkte auch eine Lösung gefunden, wenn diese denn irgendwie denkbar und machbar war. Manches übersteigt unsere Möglichkeiten und auch unseren Einfluss. Dann sprangen auch oft Freiwillige ein (wie beim Vorplatz der Grundschule), die wiederum von uns als Stadt unterstützt wurden. So wurden auch Dinge möglich, die eigentlich nicht möglich gewesen wären. In einem Zusammen, wie ich mir vorstelle.

Wir haben einiges erreicht und noch viel mehr vor. Wir sollten das zusammen weiter machen. Denn nur so geht es. Ich finde es schade, dass der Bau einer Schulsportanlage, eigentlich ein Grund zur Freude, dazu benutzt wird, Stimmung zu machen. Demokratische Entscheidungen leben von Mehrheiten. Das ist die Regel. Und für dieses Projekt gab es eine solche.