BreiGlasfasertbanderschließung ist eine komplexe und auch teure Angelegenheit. Wir haben lange nachgedacht, wie wir das Thema am besten angehen und nun einen Weg gefunden, etwas unkonventionell aber doch wirksam und vor allem finanzierbar das erste Teilprojekt anzugehen. Der Plan steht. Der Förderantrag ist gestellt und wenn alles so durch geht, dann geht es in diesem Jahr noch los. Das Ziel: 100 Mbit im ersten Ausbauschritt. Ehrgeizig aber machbar. Und deutlich mehr, als das Förderziel verlangt. Das ist mit 50 Mbit ohnehin hoffnungslos unterdimensioniert. Mit im Boot: Die enviaM, die Antennengemeinschaft Erdmannsdorf und die Drahtseilbahn (Danke an alle fürs Mitziehen).  Ja, Sie haben richtig gelesen. Ohne die alte Dame würde der gesamte Plan nämlich nicht funktionieren. Und er Plan ist eigentlich einfach.

Dank der enviaM haben wir seit vergangenem Jahr eine zusätzliche Glasfaseranbindung, die aus Hohenfichte nach Augustusburg gezogen wurde. Schon dies war ein Projekt für sich und es ist schön, dass dies geklappt hat. Die Voraussetzung, überhaupt ein schnelles Netz zu denken. Und dieses Netz soll, wenn es nach mir geht, nicht nur alle Ortsteile erreichen und über kombinierte WLAN-Leuchtköpfe der Straßenbeleuchtung (Teststellung wird gerade gebaut) ein nahezu flächendeckendes und freies WLAN speisen – es soll vor allem eines: In der Hand (also im Eigentum) der Stadt und ihrer Bürger bleiben. Internet ist ein Grundrecht und ein großes Stück Daseinsvorsorge für eine zukunftssichere Stadt. Mehr und mehr wird Arbeit von diesen Möglichkeiten abhängig sein. Ob es gefällt, oder nicht. Es wird so kommen. Deshalb ist es auch wichtig, dass das Netz den Bürgern selbst gehört und niemandem sonst. Nur so ist es möglich, in Perspektive jedem Bürger einen Zugang zum weltweiten Datennetz garantieren zu können. Gelingt uns das in guter Qualität, haben wir für die Zukunft neben Schulen und KITA´s einen weiteren, wichtigen Pfeiler geschaffen.

Wie wollen wir dies erreichen? Zum einen werden wir entgegen etablierter Vorgehensweisen das Glasfaser nur an wenigen Stellen tatsächlich vergraben, was zwar der gängige, aber auch der teuerste aller Wege ist. Wir werden – wo immer es möglich ist – alternative Wege nutzen. Das sind zum Beispiel Niederspannungsmasten der Stromversorgung oder eben – und jetzt kommt unsere Bahn ins Spiel – der Gleiskörper der Drahtseilbahn. Dank der Zustimmung des VMS können wir diesen nutzen, um das Glasfasersignal von Augustusburg nach Erdmannsdorf zu bringen. Ein Vorhaben, das per Tiefbau schlicht nicht finanzierbar gewesen wäre. Danke an dieser Stelle fürs Querdenken aller Beteiligten. Von der Drahtseilbahn aus erschließen wir dann die so genannten Kopfstation der Antennengemeinschaft, um dort das Signal einzuspeisen. So können wir das Coax-Netz der Antennengemeinschaft nutzen. Die nämlich hat in den vergangenen Jahren ordentlich investiert und das Netz so ausgebaut, dass es technisch möglich ist, den Internetdienst mit zu verteilen.

Dieser Schritt 1 ist mit rund 120 TEUR veranschlagt. Das ist im Vergleich zum konventionellen Ausbau nur ein Bruchteil. Und: Wir können auf diesem Weg perspektivisch bis zu 300 Mbit Geschwindigkeit technisch abbilden, was als einigermaßen zukunftssicher gelten kann. Zumindest für absehbare Zeiträume. Perspektivisch wäre hier aber noch mehr möglich, denn theoretisch könnten wir neben TV und Internet auch Telefondienste abbilden. Damit wäre es auch noch spannender als heute, sich um einen Platz in der Antennengemeinschaft zu bemühen.

Ganz in der Zukunft hielte ich ein Denkmodell für sinnvoll, all diese Angebote in einer Stadtnetz AG zu bündeln. Hier könnten die Bürger Anteile halten und so am Netzeigentum partizipieren. Zudem könnte eine solche AG mit den Erlösen aus dem Service kontinuierlich ein solches Netz weiter ausbauen und hier dann Stück für Stück Glasfaser nachziehen. So wäre in einem Investzeitraum von 5 bis 10 Jahren eine parallele Erschließung der Stadt mit einem kompletten Glasfasernetz machbar und eine Absicherung künftiger Bandbreiten bis hin zu einem Gigabit-Netzwerk möglich. Und dies alles von Bürgern für Bürger.

Derzeit kalkulieren wir, zu welchen Konditionen ein solcher Anschluss bereitgestellt werden kann. Sicher ist: Wer bisher in seiner Antennengemeinschaft für einen Jahresbeitrag fernsehen konnte, der wird genau zu diesen Konditionen dies auch weiter tun können. Und wenn er keinen Internetdienst nutzen will, ändert sich auch nichts. Alles bleibt, wie es heute ist. Lediglich der Internetanschluss müsste – wenn man diesen nutzen möchte – extra bezahlt werden.  Ähnliches würde dann auch gelten, wenn wir auch Telefon über das Netz mit abbilden würden.

Wir haben in der vergangenen Woche den Förderantrag gestellt. Jetzt heißt es Daumen drücken, das dieser erfolgreich wird 🙂