Wenn man jeden Tag 200 Kilometer pendelt, dann kann man was erleben. Gelangweilte Vertreter, erkennbar am uneiligen Standardpassat, die die Strassen mit dem Abbummeln ihrer Arbeitszeit (Sorry Chef, stand im Stau) ebenso verstopfen, wie die unvermeidlichen Tschechenbrummis, die teils nur vom Rost zusammengehalten ungebremst durch lärmgeplagte Ortschaften brettern, um den Aufschwung Fernost mautneutral am Leben zu erhalten. Da kann es schonmal sein, dass man vom freundlichen 40tonner erst angeblinkt und schlimmstenfalls einfach untergepflügt wird. Unverantwortlich in Zeiten von extremen Fachkräftemangel. Und wenn man dann doch wider Erwarten unversehrt abends auf der Couch landet, nachdem man sich durch diesen Highway-Krieg gezuckelt hat, schlägt die folgende Nachricht ein wie eine Bombe: Die deutsche Bahn erobert den nahen Osten! Endlich! Schnelle Verbindungen nach Chemnitz, Erfurt und ja, sogar nach Aue. Tausende Pendler entspannt im Kuschelsitz, versorgt mit Pünktlichkeit und Kaffee. Abertonnen Billigprodukte aus Tschechien auf der Schiene. Tausende Rostbomber verschrottet, Thänkyou for Träveling endlich auch für mich! Moment. Irgendwo muss das einen Haken haben. Nein, ich meine nicht den Punkt mit der Pünktlichkeit. Ein bisschen flunkern kann man ja mal. Nein, es muss was anderes sein. Mmh. Ja klar! Zuendelesen den Artikel. Das war’s. Denn die Bahn meint nicht den ganz nahen Osten, sie meint den nahen Osten. Die Ecke, wo der liebe Gott direkt unter den Gebetsteppichen der Mullas unser schönes Öl verbuddelt hat. Dort will man wachsen. Nicht hier. Hier ist kein Platz für ein modernes Verkehrsunternehmen. Im Land der Autos, der Beton- und Asphalt-Kartelle und der Pendlerpauschale gibts keine Lobby für ein dichtes Schienennetz. Und im Rentenosten zudem auch bald keine Pendler mehr. Aber im nahen Osten, da schwingt sich der Landmann künftig in den ICE ohne Klimaanlage. Für ein Jahresgehalt eines durchschnittlichen Kameltreibers zwar, aber das können wir ja aus Steuermitteln fördern. Und auch die Konkurrenzlatte liegt nicht eben hoch. Da gilt es nur das Kamel in Sachen Pünktlichkeit abzuhängen. Und das sollte selbst die Erdhansa hinbekommen. Nochzumal ein Großteil der Fahrgäste nur Sanduhren benutzt. Und damit das auch klappen kann, haben die Schienenheinis auch gleich mal Magdeburg vom ICE-Netz abgekoppelt. Dort werden dann vermutlich Kamele den Pendelverkehr übernehmen. Schön langsam, voll Bio und ohne Neigetechnik. Allerdings wird das Sachsen-Anhalt nicht auf sich sitzen lassen. Schließlich pendelt die halbe Landesverwaltung nach Hannover. 20 Jahre nach der Wende hat man noch keine adäquaten Ostkräfte gefunden. Und nach der Umstellung der Landwirtschaft auf Genmais zur Energiegewinnung (dort züchtet man schon R6-Kolben) kriegt man die Viecher ja nicht satt. Und so wird das wohl nix mit der Kamel-Brücke. Und der Oberminister hat auch schon machtvoll insistiert. Da werden die Weichensteller in Berlin aber mächtig zittern.