Am vergangenen Montag, just jenem Tag an dem uns auch Frau Integrationsministerin  Köpping (SPD) besuchte, kamen auch die ersten Flüchtlinge in unsere Stadt. Eine siebenköpfige Familie aus den Kurdengebieten in Syrien fand bei uns zunächst Aufnahme. Am Freitag folgten dann weitere vier Kriegsflüchtlinge, Schwester, Bruder und zwei kleine Mädchen, ebenfalls aus Syrien.  Nun, eine Woche später, können wir das erste Mal Luft holen und vor allem DANKE sagen. Der Unterstützerkreis unserer Stadt hat uns und unsere Gäste unglaublich unterstützt und wir konnten gemeinsam bisher alle Probleme lösen und sehr viel möglich machen, was so nicht möglich gewesen wäre. Gemeinsames Einkaufen als Orientierungshilfe, Arztbesuche und Papierkram. Dies alles braucht Zeit, Kraft und Nerven. Doch Dank des persönlichen Einsatzes einiger Erdmannsdorfer konnten wir trotz der kurzen Vorwarnzeit (48 h) und einiger unschöner Rahmenbedingungen alles so gestalten, dass diese Menschen, die teils Schlimmes durchlebt haben, erst einmal zur Ruhe kommen konnten. Inzwischen beginnt ein kleiner Deutschkurs, ebenfalls privat organisiert, um an der wohl höchsten Hürde zu arbeiten, die derzeit noch besteht: Der Sprachbarriere. Kein Deutsch, kein Englisch und Dolmetscher sind Mangelware. Doch auch hier hat Privatinitiative geholfen, denn eine Unterstützerin hat kurzerhand einen Arbeitskollegen, einen Studenten aus Syrien, der in ihrem Büro ein Praktikum macht, aktiviert. Der junge Mann hat sehr viel seiner Freizeit inzwischen geopfert, um uns zu helfen um die wichtigsten Übersetzungen zu machen. Danke auch dafür.

Gemeinsam mit dem reichlichen Strom an Sachspenden und Unterstützungsangeboten sind dies die Voraussetzungen, ein würdiges Willkommen zu  schaffen und auch die wirklich spartanischen Wohnungen ein wenig wohnlicher zu machen. Und möglich wird auch einiges, was eigentlich bereits geschafft sein sollte. Was ich meine? Ganz einfach. Dass es ehrenamtliche Unterstützung braucht, dies ist klar. Und irgendwie auch Teil des Ganzen. Dass es aber ohne diese gar nicht funktionieren würde, weil beinahe alle finanziellen Hilfen  für die Kommunen hinter Förderantragsstapeln verborgen liegen und unsere Organisation des Themas noch immer nicht so richtig funktionieren will. Ja. Das Land hat Geld zur Verfügung gestellt. Bis jenes aber fließt, muss eigentlich alles schon getan sein. Ein Dilemma. Ich wünschte mir für die Zukunft mehr Vertrauen in die Städte und Kommunen, denn es könnte leichter sein. Beispielsweise über eine Pauschale pro zugewiesenem Flüchtling beispielsweise. Dann wüssten wir, wofür wir welches Geld einsetzen können und wären viel schneller und flexibler. Und vor Ort wissen wir ohnehin am Besten, wofür wir das Geld verwenden müssen, denn wir sind jeden Tag da. Abgerechnet wird zum Schluss. Und wer das Geld eben nicht richtig verwendet hat, muss es zurückzahlen. Einmal Aufwand, alles gut. Das wäre ein Weg.

Doch das soll den guten Auftakt nicht trüben. Ich bin sehr stolz auf den Unterstützerkreis und sage Danke. Auch und ganz besonders im Namen der Menschen, die nun in einem fremden Kulturkreis, weitgehend ohne Sprache und Orientierung auf uns angewiesen sind. Darauf, dass wir wirklich helfen. Und diese Hilfe wird mit so viel Herzlichkeit erwidert, wie ich es in meinem Leben nur selten beobachten und erleben konnte. Diese Menschen haben Schlimmes erlebt, sind vor Krieg und IS geflüchtet, haben Familienangehörige auf der Flucht verloren und wissen bis heute nicht, wo diese geblieben sind. Sie mussten im Boot Teile ihrer Habe über Bord werfen und sind nun bei uns gestrandet. Zwischen Stahlspinden und Stahlrohrbetten. Bescheiden. Freundlich und mit einem Glas Tee und etwas zu essen für jeden, der ihr Heim betritt. Man ist sprachlos angesichts dieser Situation und es fällt schwer zu ermessen, wie es in diesen Menschen wirklich aussieht. Wir werden uns kennenlernen und ich weiß schon jetzt, dass uns dies auch reicher machen wird.